Florine Schüschke
»Attraktive Grundstücke für Trauminvestitionen.«

Zwei Poster auf den Hintergleisflächen und ein freistehendes Display am U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz (U8)
 
Audiotour (60–90 Min)
Startpunkt: U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz
www.2021.trauminvestitionen.de
 
 
Für »Kunst im Untergrund 2020/21 – as above, so below« führt die Künstlerin und Architektin Florine Schüschke ihre seit 2018 andauernde Recherche zum landeseigenen Grundbesizverkauf fort und fokussiert sich dabei auf Reinickendorf und Wedding. Seit 1989 hat das Land Berlin fast 8000 landeseigene Grundstücke privatisiert. Dies entspricht insgesamt einer Fläche des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Dass Berlin sich verändert, ist überall spürbar, die genauen Hintergründe sind aber oft abstrakt. Die ausgewählten Objekte verweisen exemplarisch auf die unterschiedlichen Gründe und Motivationen, die zu den Verkäufen führten: die Privatisierung sozialer Fürsorgeeinrichtungen, In-Sich-Verkäufe, Grundstücksverkäufe infolge der Berliner Verwaltungsreform und infolge des Berliner Bankenskandals, Brachen, Verkauf von Wohnhäusern an Immobilienfonds sowie Erbbaurechte.
 
Im U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz (U8) ist ein Teil der Forschung auf Plakatwänden zu sehen; ein Audiowalk mit Texten und Gesprächen führt zu den ausgewählten Grundstücken im Umkreis. Es kommen Vertreter_innen aus der Verwaltung, Expert_innen zu Stadtentwicklung sowie Bewohner_innen der Gegend zu Wort. Mit reichlich Hintergrundwissen macht FLORINE SCHÜSCHKE auf die Konsequenzen der neoliberalen Politik der 1990er und 2000er Jahre aufmerksam, die Wohnraumspekulationen ermöglichte und versuchte, mit z.B. In-sich-Verkäufen Schulden zu verschieben. Gleichzeitig führt die Künstlerin alternative Strategien im Umgang mit städtischen Grundstücken an und und zeigt, wie aktuelle Vorhaben Spekulationen vorbeugen können. Ausgehend von der Bestandsaufnahme geht es darum, wie alternative Möglichkeiten im Umgang mit städtischen Grundstücken und eine gerechtere Bodenpolitik ermöglicht werden können z.B. durch Systeme wie dem Erbbaurecht oder Community Land trusts.
 
Der Audiowalk startet am U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz und führt entlang zehn beispielhafter Grundstücke zur Genossenschaft PA 58 in der Prinzenallee. Fahnen an den Grundstücken markieren die Stationen im Stadtraum und erlauben es, per QR-Code im Vorbeigehen den Ausschnitt zu jeder einzelnen Station zu hören.
 
 
FLORINE SCHÜSCHKE (*1992) ist Künstlerin und Architektin und lebt in Berlin. Sie studierte Architektur an der Universität der Künste, der University of Illinois at Chicago und der École des Beaux Arts de Lyon. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit dem öffentlichen Raum und der Imagination einer nicht-profitorientierten Stadt. Dabei arbeitet sie mit Film und Audio, Installationen und publizistischen Formaten sowie grafischen Drucktechniken. Ihre Arbeiten waren zu sehen u.a. bei: „Economies of Borders”, Gruppenausstellung an der Fassade des Rathaus Tiergarten, Berlin, (2020); „1989–2019: Politik des Raums im Neuen Berlin”, Gruppenausstellung im n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein (2019); Film Festivals „Rencontres Internationales Paris-Berlin“, 2020.