Clara Brinkmann
»SubUrban – Die Zukunft Berlins lebt im Untergrund«

Plakate in der Nähe der Leinestr.:
Selchower Str. 26 (14.–30. August 2021), Columbiadamm Ecke Fontanestr. (31. August – 9. September 2021), Hermannstr. 220 (10.–30. September 2021), Reuterstr. Ecke Karl-Marx-Str. (21.–30. September 2021)
 
Streuartikel: Flyer, Taschenlampen, Kondome
 
Performance an folgenden Terminen: Sonntag, 15. August und Samstag, 18. September 2021, 13–18 Uhr
 
www.sub-urban.de
 
 
Mit einer stark auf urbane Eigenschaften ausgerichteten Kampagne wirbt das fiktive Wohnungsbauunternehmen SubUrban in Werbeslogans für Wohnungen: »Meine neue Wohnung liegt gut 10 Meter unter dem Stressniveau« oder »Meine neue Wohnung hat Klima, Vollausstattung und ist tiefergelegt«. Das Ungewöhnliche daran ist, dass die Wohnungen vermeintlich in stillgelegten U-Bahnhöfen entstehen sollen. Die Kampagne zeigt großformatige Ganzkörperaufnahmen trendig gekleideter Personen, die einen urbanen Lebensstil vermuten lassen. Neben den großflächigen Plakaten rund um die Leinestraße, werben auch Promoter_innen mit Streuartikeln wie Taschenlampen und Kondomen für das Vorhaben. Humorvoll und manchmal auch schamlos sind dabei die aufgedruckten Sprüche, etwa wenn auf den Kondompackungen zu lesen ist: »Tiefer, Tiefer, Tiefer«. Auf der projekteigenen Website sind ein fiktives Profil der Firma und Gebäudesimulationen jener Wohnungen zu finden, die in den nächsten Jahren entstehen sollen, sowie verschiedene Wohnvorschläge und Einrichtungsstile.
 
Das angebliche Unternehmen ist ein Projekt der Künstlerin Clara Brinkmann, die mit dieser gezielten Täuschung die Diskussionen rund um den Berliner Wohnungsmarkt aufgreift und durch die Angebote Fragen zum Recht auf Wohnen und zu bezahlbarem Wohnraum ironisch zuspitzt. Obwohl die Künstlerin in allen Aspekten Wert auf einen täuschend echten Stil der Immobilienangebote legt, sollen Wohnungssuchende mit dem Projekt nicht in die Irre geführt, sondern es soll ein Dialog mit ihnen angeregt werden. Wird eine Anfrage über das auf der Website zur Verfügung gestellte Kontaktformular gestellt, tritt die Künstlerin mit den Interessent_innen in einen Austausch über die aktuelle Wohnungsnot und legt den fiktiven Charakter des Projektes offen.
 
Utopie oder Dystopie? Die Idee, den Untergrund als Wohnraum nutzbar zu machen, ist in einigen Großstädten bereits Realität geworden. Somit dient das fiktive Unternehmen SubUrban im Berliner Kontext als Einblick in eine mögliche Zukunft, in der es überirdisch keinen Platz mehr für bezahlbare Wohnungen gibt, in der die Verstädterung extrem vorangeschritten ist und in der sich die Bebauung nicht nur in der Fläche ausdehnt, sondern eben auch eine vertikale Urbanisierung nach unten vorantreibt.
 
 
CLARA BRINKMANN (*1997) Arbeiten setzen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Konzept »Bewegung« auseinander. Dabei schafft sie Räume für Debatten, Emotionen und tatsächliche physische Bewegung durch Spaziergänge und Tanz in provisorisch erbauten Umgebungen. Brinkmann studierte Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und war u. a. beteiligt an den Gruppenausstellungen: »Swim John«, Stadtbad Bürgerpark, Braunschweig (2019); »Losing Touch?«, Mönchehaus Museum Goslar (2019); »Something Old, something New, something Borrowed, something Blue«, Städtische Galerie Delmenhorst (2018). Brinkmann eröffnete 2021 den Offspace »Garten 7« im Kleingartenverein Okerwiese e.V., Braunschweig und gründete 2019 das Aktionskollektiv »Die 1ige Veranstaltung«.